Berliner Blockade: Luftbrücke

Berliner Blockade: Luftbrücke
Berliner Blockade: Luftbrücke
 
Die Vereinbarungen der Westmächte auf der Londoner Sechsmächtekonferenz, die auf die Bildung eines deutschen Weststaates hinausliefen, hatten am 20. März 1948 den Auszug des sowjetischen Militärgouverneurs Marschall Sokolowski aus dem Alliierten Kontrollrat zur Folge. Damit war die seit Kriegsende von den vier Siegermächten ausgeübte Militärregierung endgültig gescheitert.
 
Als die drei Westmächte am 20. Juni 1948 in ihren Zonen eine Währungsreform durchführten und diese auch in den Westsektoren Berlins zur Geltung brachten, verkündeten die Sowjets in ihrer Zone ebenfalls eine Währungsreform mit dem Stichtag 24. Juni 1948. Am selben Tag endete in Warschau eine zweitägige Konferenz von acht Staaten, die sich zum Ostblock formierten, um den Beschlüssen der Londoner Sechsmächtekonferenz zu begegnen. Sie forderten die Bildung einer »provisorischen, demokratischen, friedliebenden gesamtdeutschen Regierung«. Ebenfalls am 24. Juni sperrten die sowjetischen Behörden die Landverbindungen zwischen der ehemaligen Reichshauptstadt und den Westzonen und unterbrachen auch die Strom- und Kohleversorgung der Westsektoren.
 
Berlin war in den letzten Kriegswochen von den sowjetischen Armeen allein erobert worden, doch hatte bereits am 12. September 1944 die Europäische Beratende Kommission für die Reichshauptstadt den Dreimächtestatus (nach Hinzuziehung Frankreichs den Viermächtestatus) festgelegt. In Berlin residierte der Alliierte Kontrollrat als oberste Besatzungsbehörde Deutschlands und die ihr unterstellte Alliierte Stadtkommandantur.
 
Regelungen für den ungehinderten Verkehr der westalliierten Truppeneinheiten zwischen den Westzonen und Berlin durch die sowjetische Zone waren nicht getroffen worden. Wohl aber hatte man Ende 1945 für den Luftverkehr nach West-Berlin drei Luftkorridore von Hamburg, Hannover und Frankfurt vereinbart. Die sowjetische Blockade West-Berlins sollte nun die Westmächte zwingen, die geplante Gründung eines deutschen Weststaates wieder aufzugeben.
 
Die Sowjetunion sprach den Westmächten ihre im Viermächtestatus festgelegten Rechte an der Stadt Berlin ab. General Kotikow hatte seit dem Sommer 1947 in den Sitzungen der Alliierten Stadtkommandantur immer häufiger Groß-Berlin als Teil der sowjetischen Zone bezeichnet. Ebenfalls 1947 hatten die Westmächte begonnen, Teile ihrer Stäbe aus dem Ostsektor Berlins, wo sich die weitaus meisten öffentlichen Gebäude der Stadt befanden, nach Frankfurt am Main zu verlegen, was die Sowjets als den Anfang eines vollständigen Abzuges aus Berlin deuteten.
 
Auf die Blockade reagierten Amerikaner und Briten mit der Einrichtung einer Luftbrücke. Mit einer eindrucksvollen organisatorischen, technischen und menschlichen Leistung gelang es, die Versorgung der Zivilbevölkerung (rund 2,5 Millionen) und der westlichen Besatzungstruppen sicherzustellen. Während der elf Monate dauernden Blockade wurden fast 1,5 Millionen Tonnen Lebensmittel, Brenn- und Baumaterialien, Medikamente und andere wichtige Güter in etwa 195 000 Flügen nach West-Berlin gebracht. An der innerdeutschen Zonengrenze errichteten die Westmächte eine Gegenblockade.
 
Als die Sowjets sahen, dass sie ihre Ziele, die Einführung der Deutschen Mark in den Westsektoren und die Bildung einer westdeutschen Regierung zu verhindern, nicht durchsetzen konnten, beendeten sie nach Geheimverhandlungen mit den USA am 12. Mai 1949 die Blockade. Die Leistungen der Luftbrücke und das Durchhaltevermögen der Berliner fanden in der Welt große Anerkennung. Das in der Blockadezeit entstandene Solidaritätsgefühl hat viel zur Formierung des Westblocks und zur Einbeziehung der Westdeutschen und West-Berliner in diese Gemeinschaft beigetragen.

Universal-Lexikon. 2012.

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